Bondage / BDSM
Der Begriff Bondage stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Knechtschaft" oder "Zwang durch Unterdrückung". Bondage ist in Europa besonders durch die BDSM - Szene bekannt geworden. Der Begriff BDSM fasst eine Gruppe miteinander verwandter sexueller Vorlieben zusammen, die oft ungenau als Sadomasochismus oder umgangssprachlich auch als SM oder Sadomaso bezeichnet werden. Der Begriff BDSM, der sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism zusammensetzt, umschreibt eine sehr umfassende Gruppe von meist sexuell orientierten Verhaltensweisen, die unter anderem mit Dominanz und Unterwerfung, spielerischer Bestrafung sowie Lustschmerz oder Fesselungsspielen in Zusammenhang stehen können. In der BDSM - Szene wird Bondage dazu genutzt, dem unterwürfigen Gegenüber (der Szenebegriff ist Bottom) durch Fesselung die Bewegungsfreiheit zu nehmen. Diese Art von Bondage verfolgt in erster Linie das Ziel der sexuellen Stimulation, es existieren aber auch Formen des Bondage, die rein auf ästhetische und künstlerische Aspekte abzielen.
Diese Form des Bondage kommt aus Japan und wird dort Shibari genannt. Das in Europa verbreitete Bondage weist eine Vielzahl verschiedener Fesselungsarten auf, die jeweils unterschiedlichen Zwecken dienen. Neben dem Bondage, das zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse eingestezt wird, gibt es eine Variante des Bondage, bei der der Bottom gefesselt wird, um ihn auf weitere Bestrafungen vorzubereiten. Diese Art des Bondage wird als Zweckbondage bezeichnet. Die weit extremere Version des Zweckbondage ist das Folterbondage, bei dem der Bottom so gefesselt wird, dass er Qualen erleidet. Harmlose Varianten des Bondage sind das Zierbondage, welches für Fotoaufnahmen angewendet wird und in den ästhetischen Bereich des Bondage fällt. Die harmloseste Version des Bondage ist wahrscheinlich die meditative Form des Bondage, die in Europa sehr selten aufzufinden ist. Sie stammt aus Japan und dient dem Zweck, den Zustand der Meditation für beide Beteiligten zu verstärken. Der Ursprung dieser Variante des Bondage soll bei den japanischen buddhistischen Mönchen liegen und unterliegt der Idee des Zen-Buddhismus.
Arten
Bondage kann auf Grund seiner Vielschichtigkeit und Verbreitung in unterschiedliche Arten eingeteilt werden, die über die verwendete Technik und das Material jedoch keine oder nur bedingte Aussage machen, sondern die Einteilung erfolgt nach Zweck oder Motivation der Fesselung:
Zweckbondage: gehört zu den außerhalb des BDSM bekanntesten Varianten und bezeichnet die Fesselung zur Fixierung des Partners, beispielsweise, um ihn für ein nachfolgendes Spanking bewegungsunfähig zu machen. Ist das Bondage reiner Selbstzweck, um den Bottom beispielsweise in einer unangenehmen Position verharren zu lassen, handelt es sich nicht um Zweckbondage.
Zierbondage: werden Bondages genannt, die als dekoratives Element verwendet werden, beispielsweise für Fotografien, zur Betonung bestimmter Körperteile oder als „Kleidungsstück“ auf einer Fetischparty.
Folterbondage: Hat das Ziel, den Bottom in eine unangenehme oder schmerzhafte Lage zu bringen, möglicherweise als Strafe oder als eigenständiges Element des sexuellen Spiels. Jede Fesselung kann, sofern sie über einen längeren Zeitraum angewandt wird, den Charakter einer Folterbondage annehmen. Über die Häufigkeit des Einsatzes dieser Art lässt sich nur spekulieren, sie wird jedoch überproportional häufig, vor allem in japanischen Zeichnungen und Fotografien, dargestellt.
Meditative Form: ist eine seltene Form im europäischen Bondage. Im Shibari ein wichtiger, möglicherweise aus der mönchischen Tradition heraus entstandener Ansatz, bei dem nicht der körperliche, sondern der geistige Zustand des Bottom im Mittelpunkt des Interesses steht.
Techniken
Hauptkategorien: Bondage-Techniken unterteilen sich in sechs Hauptkategorien.
das Zusammenbinden von Körperteilen (beispielsweise mit Handschellen oder Seilen)
das Auseinanderspreizen des Körpers oder von Körperteilen (zum Beispiel am Andreaskreuz oder mit Spreizstange)
das Festbinden an andere Gegenstände (beispielsweise Andreaskreuz, Streckbänke, Stühle oder Tische)
das Aufhängen des Körpers (umgangssprachlich Hängebondage oder suspension bondage)
die Bewegungseinschränkung (zum Beispiel durch Fesselrock, Humbler oder Korsett)
das Einpacken beziehungsweise Einwickeln einzelner Körperteile oder des ganzen Körpers beispielsweise mit Stoff, Klebeband oder Frischhaltefolie. Die Verwendung eines Fesselsacks oder Vakuumbetts gehört ebenfalls zu dieser Kategorie. Diese teilweise sicherheitstechnisch anspruchsvolle Form wird als Mumifizierung bezeichnet.
Techniken mit dem Seil: Eine weitere Einteilungsmöglichkeit für die Bondagetechniken mit Seilen ist über deren Verwendung in der Fesselung.
Wickelbondage entsteht durch das Umwickeln von Körper oder Körperteilen. Seile werden einfach um den Körper oder Körperteile gewickelt.
Weaving (von engl. to weave=weben) beschreibt eine komplizierte Technik, bei der das Seil meist in zwei Schritten angelegt wird, erst werden die Seile in Zickzack-Form auf dem Körper angebracht und anschließend mit einem zweiten Seil durchwoben.
Doppelseiltechnik ist eine Möglichkeit, mit einem doppelt gelegten Seil recht zügig viele, oft dekorative Windungen zu bilden.
Einseiltechnik ist eine weniger riskante Technik, vor allem für zweckorientierte Fesselungen, die mit nur einem Seil durchgeführt wird.
Japanisches beziehungsweise asiatisches Bondage: Das japanische Bondage oder Shibari ist die wichtigste Sonderform. Der Hauptzweck der japanischen oder auch asiatischen Bondage ist – neben der Immobilisation – das Schaffen eines „Gesamtkunstwerks“ aus Partner und Seil. Rigger, die ein hohes künstlerisches Niveau und Ausprägung anstreben, versuchen zwischen der Haltung des gefesselten Menschen und dem Seilmuster eine Übereinstimmung zu finden, die eine emotionale Aussage transportiert. Im Westen wird dieser Ansatz weniger berücksichtigt. Inzwischen findet der Begriff japanisches Bondage in Europa für alle Bondageformen Verwendung, die ein ästhetisches Moment beinhalten. Diese müssen nicht zwangsläufig nur östlichen Einflüssen entspringen. In der Reinform wird das Bondage ausschließlich mit Jute- oder seltener auch Hanfseilen (jap. Asanawa) durchgeführt. Die Seilführung folgt bestimmten tradierten Regeln, so sollen Stricke möglichst parallel verlaufen, ohne Zwischenraum aneinander liegen und eng am Körper anliegen.
Über die Herkunft und Entwicklung des japanischen beziehungsweise asiatischen Bondage gibt es verschiedene Theorien. Eine geht davon aus, dass es sich um eine Weiterentwicklung des Hojōjutsu handelt, die als Strafe für Verbrechen und zur Folter von Kriegsgegnern entwickelt wurde. Eine andere Theorie sieht den Ursprung dieser Bondageform in den mittelalterlichen Klöstern Japans, bei denen die Fesselungen zur Unterstützung der Meditation sowohl des Fesselnden als auch des Gefesselten eingesetzt wurden, ähnlich den Steingärten, die unablässig mit dem Rechen neugeformt werden. Dieser meditative Ansatz fehlt in der westlichen Adaption der japanischen Bondage fast völlig.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bondage